Meine Fahrradtour 2005

Meine letzte mehrtägige Farradtour hatte ich 1982 gemacht. Sie lag also 23 Jahre zurück. Nun wollte ich es noch einmal probieren. Ich hatte mir vorgenommen von Mainz den Rhein entlang bis Wesel und dann zu meiner Mutter nach Edewecht (in der Nähe von Oldenburg) im Weser-Ems-Gebiet zu fahren. Eigentlich wollte ich zusammen mit meinem Sohn fahren, aber leider bekam er keinen passenden Urlaub. Nach einiger Überlegungszeit stand für mich dann fest, ich fahre alleine! Nach langer Planung hatte ich meine Sachen gepackt. Wider Erwarten konnte ich dann auch tatsächlich meinen Urlaub antreten. Der 24. 8. war mein erster Urlaubstag, ich verbrachte den Vormittag mit Frau und Tochter in Augsburg, da unsere Tochter hier ihr Studium aufnehmen will und noch einiges zu klären war...
Am Nachmittag packte ich dann meine Packtaschen gemäss meiner Packliste und fügte noch letzte Kleinigkeiten hinzu. Eine 11 km Probefahrt informierte mich über das Fahrverhalten eines stark belandenen Liegerades. Kaum verändert, nur an den Steigungen lief es merklich schwerer.

Donnerstag 25. 8. 2005

Datum Von Nach Startzeit Ankunftszeit
25.8.2005 Ulm Bingen-Kempten 10:45 17:30
Strecke Fahrzeit Durchschnitt Maximal km-Stand
48 km 3:29 13,8 km/h 48 km

Am 25. 8. mache ich morgens meine Familie nervös und bepacke nebenbei mein Flux S600 mit den Taschen. Dann ist es soweit. Letzte Fotos werden gemacht und ich mache mich auf den Weg.

Flux mit Gepäck rechte Seite
Flux mit Gepäck
rechte Seite
Flux mit Gepäck von vorne
Flux mit Gepäck
von vorne
Flux mit Gepäck linke Seite
Flux mit Gepäck
linke Seite
Flux mit Marten
Flux mit
Marten
Kaum um die Hausecke herum stelle ich fest, dass die Nabenschaltung nicht so reagiert, wie ich eigentlich erwarte. Anhalten, gucken und feststellen, dass sich der Halteschieber wieder einmal verschoben hatte. Na, hoffentlich kein arges Vorzeichen. Da ich aber eigentlich nicht abergläubischschschsch bin, lege ich mich wieder hin und fahre weiter.

Ja, am Anstieg zur Wilhelmsburg kann ich den Einfluss meines Gepäckes spüren. Aber danach geht es fast nur noch bergab. Auch den leichten Anstieg an der Kinderklinik nehme ich (vermutlich dank der Massenträgheit) recht flott. Mit Schmackes den Hang hinunter, ein wenig durch die Strassen zum Bahnhof geschlängelt und schon kann ich am ausgemachten Treffpunkt auf meine Frau und unsere Tochter warten. Nur wenige Minuten später trudeln sie ein. Es gibt noch einen Cappucino zur Beruhigung und dann machen wir uns auf den Weg zum Bahnsteig. Nebenbei erwarb ich mein Mittagessen, ein Käsebaguette und los geht's.

Das Abschiedsbild
Abschiedsbild
Flux im Bahnabteil
Im Bahnabteil

Den Weg zum Bahnsteig 1 finde ich ohne Probleme (ja, ich geb's zu, ich war schon einmal am Bahnhof gewesen). Tochter hat aber gut aufgepasst, auf der Anzeigetafel prangt der Hinweis "Zug verkehrt in umgekehrter Reihung." Also am entgegengesetzten Ende aufstellen. Es war dies ein Tribut an das Hochwasser im Alpenraum.  Die Reservierungen haben auch keine Gültigkeit, zum Glück ist der Zug recht leer. Sowohl ich, als auch das Flux bekommen gute Plätze zum hinausgucken. :-)

Der vorgesehene Platz für das Flux war einer zu Aufhängen, das passte aber nicht, so stand es nun da und ein wenig im Weg. :-)

Das Aussteigen aus dem Zug klappt erfreulich gut, eine mitreisende Radfahrerin hilft mir freundlicherweise. Die Packtaschen hängte ich auf die Schnelle auf die hinteren Träger und lege den Packsack in die Mulde. Dann schiebe ich los. Dorthin, wo ich den Aufgang erwarte. Aufzug oder Treppe? Ich entscheide  mich für die Rolltreppe. Ist auch mal 'was Neues! Oben angekommen stelle  ich fest, dass ich wieder hinunter muss. Ich probiere zur Abwechslung den Lift, da die Rolltreppe so eine schöne Doppelkonstruktion ist. Zu meiner Freude ist der Fahrstuhl geräumig, das Flux geht inkl. Gepäck problemlos hinein.
Auf dem Bahnhofsvorplatz packe ich dann in Ruhe meine Taschen auf das Flux. Es ist regnerisch und windig, aber zu diesem Zeitpunkt kommt gerade keine Feuchtigkeit von oben. Unten ist aber alles leicht nass.
Dann geht es los. Der Verkehr in Mainz ist nicht wirklich schön. Hinzu kommt der feuchte Untergrund, zusammen mit Unmengen von Gullideckeln und Strassenbahnschienen. Da ich in Mainz keinen Hinweis auf den Rhein sehe und in der Hektik auch die Strassennamen, welche im Rheinweg-Radtourenbuch beschrieben sind, nicht so schnell finden kann, frage ich an einer Ampel einen Faltradfahrer: "Wo geht's zum Rhein?" Antwort: "Da lang!". Also fahre ich da lang. Die Strasse ist Klasse! So viele schwachsinnige Wegführungen für Radfahrer hatte ich noch nicht auf so kurzer Strecke gesehen. Heute Nacht habe ich bestimmt Alpträume! Wir leben in Ulm wahrlich in einer Oase!

Flux zum ersten Mal am Rheinufer
Das Flux zum
ersten Mal am Rheinufer
Der Rhein
Der Rhein
Die einzuschlagende Richtung
Die einzuschlagende
Richtung

Naja, irgendwann bin ich dann doch am Rhein. Toll!!! Gleich ein paar Fotos geschossen und wieder rauf auf's Rad.

Etwa 400 Meter am Rhein entlang und dann kommt eine Baustelle... Die Wegweisung ist vermutlich sogar für die Vierrädrigen ein Problem. Für Radfahrer ist sie gar nicht vorhanden. Eine weitere Variante der Negativbeispiele der Radfahrerleitung in Mainz. Später bin ich vermutlich klüger. Dann folge ich dem Fahrradweg in Richtung Bingen über schlechten bis ganz schlechten Asphaltuntergrund.

Weiter geht es, immer weiter, bis der Fahrradweg (kurz hinter der Mülldeponie oder dem Klärwerk, meine Nase konnte das nicht so genau differenzieren) über eine Treppe geführt wird!!!

Ein toller Radweg1
Ein toller Radweg
1
Ein toller Radweg 2
Ein toller Radweg
2

Ich muss sagen, da bin ich echt platt. Abpacken, alle Sachen einzeln hinunter tragen (Treppensteigen soll ja gut gegen Übergewicht sein), wieder aufpacken und weiter geht's. Es folgte ein interessantes Geschlängel und immer wieder die Suche nach den Radwegschildchen. Nach eingier Zeit entdecke ich einen Fluss, ist's der Rhein oder die Seine? Dank der "Ausschilderung" an den Strassen und Wegen bin ich mir nicht mehr wirklich sicher.

 
 
 
 

Wegweiser am Rhein
Wegweiser am
Rhein
Mit Sicherheit richtig
Mit Sicherheit
richtig

Entlang am Rhein (er ist's wohl doch, ein Hinweisstein am Strassenrand gibt mir die Gewissheit) geht es dann weiter in Richtung Bingen. Durch Schrebergärten, Streuobstwiesen, Naturschutzgebiete und an einer Wiese, auf der augenscheinlich Fischreiher wachsen, führt mich mein Weg.

 
 
 
 
 
 

Lange radle ich entlang eines hohen Deiches. Ich fühle mich dem Wasser ja so nah...

Am Fusse des Deiches
Das Flux am
Fusse des Deiches
Mit dem hohen Deich
Halbes Flux mit
Deichkrone
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

... und nun dahinter ...


Achterndiek
Achterndiek

...! Tja, so treffend war mein Gefühl wohl doch nicht.


 
 
 
 
 
 
 
Das Flux von fast oben
Das Flux von
fast oben
Besagte Streuobstwiesen
Besagte
Streuobstwiesen
Weite Flächen
Weite Flächen
Weite Flächen mit Flux
Weite Flächen
mit Flux

In der Nähe der Fulderaue bei Ingelheim wird ein Polder angelegt. Dies bedeutet einen Umweg. Blöderweise fängt es auch noch an zu regnen. Naja, auch ein Umweg ist irgendwann vorbei und mit elegantem Schwung geht es um die nächste Kurve und dann voll in die Bremse. Mitten auf dem offiziellen Radweg steht quer ein rot-weiss-gestreiftes Schild. Links und rechts kaum genügend Platz für ein unbeladenes Upright. Da wollte jemand gaaaaanz sicher gehen, das da kein Outo durchkommt. Nunja, ich questsche mich hindurch und will anfahren. Mist, nicht runtergeschaltet und dann noch an einem leichten Anstieg. :-( Aber auch dieses Hindernis wird gemeistert und weiter geht's, wie immer in Richtung Bingen. Es sollte eigentlich nicht mehr so weit sein bis zum Hotel. Der Weg führt dicht am Rhein entlang, nett so auf Du und Du mit dem Hochwasser führenden Fluss. Der nicht asphaltierte Weg ist teilweise ganz schön matschig. Nee, jetzt kommt auch noch eine echte grosse den Weg überspannende Pfütze. Ich mag so etwas eigentlich nicht gern mit dem Liegerad durchfahren, aber was soll's, das Hotel liegt auf der anderen Seite. Weit kann es ja nicht mehr sein.
Da sehe ich in der Ferne noch eine Pfütze. Dort hantiert eine Person  an einem Fahrrad. Mal sehen. Und was muss ich sehen? Ende! Kein Durchkommen. Dort läuft der Rhein mit kräftigen Wellen (aka Stromschnellen) über den Weg in ein Altarmbecken (oder so). Kein Durchkommen!
Die Person ist eine nette Frau, sie hat die Durchfahrt versucht und den Versuch mit nassen Füssen bezahlt. Mit dem Liegerad probiere ich es lieber gar nicht erst. Aber sie kennt einen anderen Weg, den sie eigentlich nicht gerne fährt, weil er so schlecht ist...
Ja, ich kann das nachvollziehen. Sehr holperig, verschlungen und zugewachsen, aber immerhin einigermassen fahrbar. Es stimmt soweit, der Weg führt zurück auf den Rheinfahrradweg. Dort bekommen wir wieder Asphalt unter die Reifen. Es kommen die Reste einer alten Brücke (Hindenburgbrücke, glaube ich) in Sicht. Sehr malerisch! Die Frau erzählt, dass dort eine neue Brücke über den Rhein geplant sein. Ich hoffe mit ihr, dass es nicht verwirklicht wird. Die Natur dort dürfte sehr darunter leiden.

Sightseeing am Rhein
Sightseeing
am Rhein 1
Sightseeing am Rhein, die zweite
Sightseeing
am Rhein 2

Dann kommen wir nach Bingen-Kempten. Sie hat mir noch den Weg zum Hotel beschrieben und ich habe es sogleich gefunden. Es war 17:30 Uhr, ich bin gut durchgekommen. An der Tür hängt ein Zettel: "bin um 18:30 Uhr zurück!" Naja, ich habe ein wenig Sight-Seeing gemacht und bin dann ab ins Hotel.

Das Flux übernachtet in einer grossen Garage. Nicht schlecht. Abends habe ich dann noch einen Satz Batterien gekauft und habe am Camingplatz einen Hamburger mit Pommes und Cola Light genossen. Ich weiss, es gibt bessere Nahrungsmittel für Fahrradfahrer, aber es hat geschmeckt.


Freitag, 26. 8. 2005

Datum Von Nach Startzeit Ankunftszeit
25.8.2005 Bingen-Kempten Remagen-Kripp 8:05 16:00
Strecke Fahrzeit Durchschnitt Maximal km-Stand
116 km 5:44 20,4 km/h 35,1 km/h 164 km

Ich habe sehr gut geschlafen und danach exzellent gefrühstückt. Dann gegen 8 Uhr starte ich bei sonnigem Wetter. Das regnerische Wetter vom Vortage war nicht mehr zu sehen. Einige Wolken hängen da noch in der Gegend herum, aber die kümmern sich glücklicherweise nicht weiter um mich.
Vom Hotel zurück zum Radweg, noch einmal zu den Resten der Brücken um ein paar Fotos zu machen und es geht wieder los.

Die Reste der Brücke 1
Die Reste der
Brücke 1
Die Reste der Brücke 2
Die Reste der
Brücke 2
Die Reste der Brücke 3
Die Reste der
Brücke 3
Die Reste der Brücke 4
Die Reste der
Brücke 4

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Den Bingener Mäuseturm habe ich natürlich auch fotografiert, wie auch einiges anderes. Leider sind einige Fotos nichts geworden. Dummerweise kann man auch Digitalkameras verwackeln bzw. falsch belichten.

Bei Bingen 1
Bei Bingen 1
Bei Bingen 2
Bei Bingen 2
Bei Bingen 3
Bei Bingen 3
Bei Bingen 4 (Der Mäuseturm)
Der Mäuseturm
Bei Bingen 5
Bei Bingen 5
Bei Bingen 6 (Die Drususbrücke)

Die Drususbrücke

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Dann immer dem Radweg nach. Dank der enger zusammentretenden Felsformationen gibt es auch nicht mehr soviele Möglichkeiten für die Streckenführung, was die Findung derselben ganz erheblich erleichtert. Das Flux läuft prima, der Weg ist glatt (im Sinne von eben), so laufen die Kilometer dahin. Bis Kaub läuft es so wirklich prima. Dort mache ich eine Pause.

Kaub 1
Bei Kaub 1
Kaub 2
Bei Kaub 2
Kaub 3
Bei Kaub 3
Kaub 4
Bei Kaub 4

Dann kommt die Nachricht: "Michael ist krank!" :-( Armer Kerl. Hoffentlich nichts Schlimmes! Der IC hält ja entlang der Strecke, da müsste ich schon zurückkommen können, falls es notwendig sein sollte.
In den Orten bietet sich mir immer ein ähnliches Bild. Busse und Touristen, manchmal auch Touristen ohne Busse. Naja, ich bin ja auch einer. :-) Aber ich immerhin mache das auf dem Fahrradweg, das was man da auch machen soll, nämlich fahren. Okay, ich gebe zu, ich versuche es.
Leider ist es so eine Sache mit dem Besichtigen. Bis ich herausgefunden habe, wo ich mein Gepäck unterbringen kann, ist schon eine Menge Zeit vergangen. Daher beschliesse ich auf Besichtigungen zu verzichten. Für Besichtigungstouren muss man die Fahrt einfach anders anlegen. Und eigentlich wollte ich ja auch Fahrrad fahren. Daher spule ich Kilometer ab. Vorbei an St. Goar, Bad Salzig und Spay geht es auf Rhens zu. In Rhens macht mich eine Lokalität am Rhein an. Dort gibt es Pfifferlinge mit Spätzle und Salat, wirklich Klasse.

Auch nett ist das dortige Schild für die Radwegführung.

Beispielhafte Radwegausschilderung
Radweg-
ausschilderung

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Nach dem Mittagessen geht es dann etwas langsamer weiter. Dennoch läuft das Flux  weiter auf Koblenz zu. Unterwegs bekomme ich die Nachricht, dass sich Michaels Zustand stabilisiert. Uffff.

Am deutschen Eck 1
Deutsches Eck 1
Am deutschen Eck 2
Deutsches Eck 2
Am deutschen Eck 3
Deutsches Eck 3
In Koblenz selbst läuft es anfangs ganz gut, bis zum kurfürstlichen Schloss. Aufgrund der dortigen Bauarbeiten werde ich auf innerstäditsche Wege gebeten, was ich natürlich gleich dazu nutze einen Umweg zu fahren. Naja, das deutsche Eck finde ich trotzdem. Das letzte Mal war ich mit dem Fahrrad vor 23 Jahren hier. Die Sache an sich hat sich aber, wenn man von dem Denkmal absieht, nicht übermässig verändert.

 
 
Auf der Moselbrücke
Die Mosel

Bei dem Versuch die andere Moselseite zu erreichen, verwende ich dann auch wieder eine nicht zwingend notwendige Streckenführung.

 
 
 
 
 

Nichtsdestotrotz, ich komme hinüber und verpasse wohl auch gleich wieder die richtige Abfahrt zum Rheinradweg. Vor 23 Jahren führte der nämlich am Campingplatz vorbei und das soll immer noch so sein, zumindest laut Karte. Nun, ich sehe nicht mal ein Schild zum Campingplatz. Naja, schöne Strassen bekomme ich dadurch auch nicht zu Gesicht. Irgendwo biege ich dann ganz mutig dorthin ab, wo ich den Rhein vermute. Siehe da, dort ist er ja. Also in Strömungsrichtung dem Flusse folgen und ich bin "on the road again"! Gemütlich geht es weiter, bis Wind aufkommt. Da sinkt die Geschwindigkeit und meine Laune. Also verbissen in die Pedale treten. Im Norden wird's sicher noch schlimmer, da kann ich ja hier schon einmal üben.

In der Nähe von Urmitz darf man jetzt am Rhein weiter entlang fahren. Letztes Mal (vor 23 Jahren) musste man hier wegen einer grossen Bauaktion noch den Rhein verlassen und einen netten Umweg fahren. Langsam geht es auf Andernach zu. Das war mein optimistisches Ziel bei der Planung, aber der Tag ist ja noch jung. Frischauf, ich strampele weiter auf Remagen zu. Dann komme ich nach Namedy. Dort scheint man etwas gegen Fahrradfahrer zu haben. Die Unterführungen haben saftige Steigungen und in den Steigungen sind dann  Knicke. Knicke, dass man glauben könnte die hätten dort eine zusätzliche Dimension erfunden um das Ganze noch schärfer und weniger einsehbar zu gestalten. Dafür prangen aber fast überall (gut sichtbar) grosse Hinweisschilder: "Radfahrer absteigen". Eines der Drängelgitter ist dann aber echt die Krönung. Da geht das Flux fast gar nicht durch. Durch das (teilweise extrem ungünsitge) Heben des Gefährts beim Umsetzen meldet sich auch prompt meine Bandscheibe. Sch... Die Arztrechnung schicke ich der Gemeindeverwaltung!!!

Namedy verabschiedet sich noch mit einem echt heftig verwinkelten Anstieg unter einer Schnellstrasse. Ich erinnere mich noch, meine Freundin und ich kamen 1982 von der anderen Seite. Wir waren uns damals einig, dort wollten wir eigentlich nicht hoch fahren. Nun fuhr ich hoch! Selber schuld, sie ist klüger. Danach folgt die "Hochebene" mit der Streuobstwiese, an die ich mich auch noch gut erinnerte. Dort hatten wir damals eine schöne erholsame Pause eingelegt. Aber heute lädt der Platz eigentlich nicht mehr zu einer Pause ein.

Ich fahre weiter, verfahre mich zur Abwechselung mal wieder, diesmal in Brohl. Aber auch in dem Falle finde ich den Rhein wieder. Wenn es auch die Überwindung eines saftigen Gefälles auf Schotter kostet um wieder an den Rhein zu gelangen, bin ich doch froh, diese Leitlinie wieder verwenden zu können.
Dann geht es weiter in Richtung Remagen. Kurz vorher fahre ich auf einer schönen Holzbrücke über die Mündung der Ahr in den Rhein. Ein Naturschutzgebiet. Wahrlich schön anzuschauen. Ich finde das ist allein schon eine Reise wert.
Kurz danach fahre ich nach Kripp hinein. Sonnenschein und ein paar freie Bänke am Rhein laden zur Pause ein. Ich nehme die Gelegenheit wahr um nach einer Unterkunft zu telefonieren.

In Kripp 1
In Kripp 1
In Kripp 2
In Kripp 2
In Kripp 3
In Kripp 3
Das zweite Hotel in Kripp hat noch ein Zimmer für mich frei. Also kurz zurück und die Dorfstrasse hoch und schon stehe ich vor'm Hotel Rhein-Ahr. Rein ins Zimmer und unter die Dusche. Aaaaaaahhhhhh!

Danach mache ich mich erstmal auf den Weg ein wenig Kripp anzuschauen. In der Nähe der Post fällt mir ein älterer Radfahrer auf, der auch auf einer Tour zu sein scheint. Naja, am Rheinradweg eigentlich nicht so selten. Auf meinem Spaziergang kam ich auch wieder zum Rheinradweg. Da sah ich doch glatt einen Liegeradler auf einem gelben Tieflieger vorbeisausen (konnte ein Baron gewesen sein, bin aber nicht sicher). Immerhin, seit etwa 300km auch mal ein Liegerad.  Nach meiner Rückkunft im Hotel treffe ich in dem zugehörigen Lokal den älteren Radfahrer. Wir haben uns zusammen recht lange unterhalten. Er stammt aus Regensburg und ist mittlerweile schon 15 Tage unterwegs.

Samstag 27.8.05

Datum Von Nach Startzeit Ankunftszeit
27.8.2005 Remagen-Kripp Meerbusch-Osterrath 09:05 17:30
Strecke Fahrzeit Durchschnitt Maximal km-Stand
131 km 6:21 20,9 km/h 38,0 km/h 296 km

In der Nacht habe ich gut geschlafen, allerdings spüre ich mittlerweile meine Beine doch sehr. Ich bin gar nicht wirklich sicher, ob ich tatsächlich weiter fahren will. :-)
Ich habe mein Frühstück zusammen mit dem anderen Radfahrer eingenommen. Auch die Fahrräder haben wir gemeinsam bepackt und dann fahre ich doch los. Bald tauchen die Reste der Brücke von Remagen auf. Mit schweren Beinen halte ich an und mache in paar Fotos.

Die Brücke von Remagen 1
Die Brücke von
Remagen 1
Die Brücke von Remagen 2
Die Brücke von
Remagen 2
Die Brücke von Remagen 3
Die Brücke von
Remagen 3
Die Brücke von Remagen 4
Die Brücke von
Remagen 4

Dann aufraffen und auf's Rad. Es geht wieder weiter. Nach einigen Kilometern funktionieren die Beine auch wieder recht ordentlich. Ich spüre sie, aber damit weiss ich wenigstens, sie sind noch da.
Es folgt eine wirklich schöne Strecke am Rhein entlang. Selbst die Radwegführung findet meinen Zuspruch. Haben sich vielleicht meine Ansprüche durch die Erfahrungen reduziert?
In einem kleinen Ort vor Bad Godesberg kaufe ich zwei Käsebrötchen und einen Fitnessdrink. Beim Rauskommen aus dem Bäckerladen kann ich mich dann recht ausgiebig mit einem Liegeradinteressierten unterhalten.
Dann geht es weiter an Bonn vorbei. Diese Stadt kann man wirklich gut passieren (vielleicht habe ich auch nur die richtige Zeit getroffen). Einige Punkte erkenne ich von früheren Besuchen wieder. Sooooo schlecht ist mein Gedächnis also doch noch nicht.

Widdig Rheinaufwärts
Widdig
Rheinaufwärts
Widdig Rheinabwärts
Widdig
Rheinabwärts
Dann fahre ich auf Köln zu. Bei Widdig mache ich eine Pause und repariere zum wiederholten Male die Klickbox an der Nabenschaltung.
Ein Telefonat mit meinem Sohn liefert mir die Gewissheit, dass sich seine Situation bessert. Beruhigend.
Danach verspeise ich erstmal die Käsebrötchen und genehmige mir den Fitnessdrink. Warum das Zeug Fitness heisst würde mich doch wirklich interessieren. Vermutlich weil sich der Abfüller von dem Erlös einen Besuch im Fitnessstudio gönnt.

Dann geht es weiter auf Köln zu. Etwa bei Wesseling fahre ich gerade vorsichtig durch eine Baustelle auf dem Fuss-/Fahrradweg, da kommt mir ein Liegeradler entgegen. Den stoppe ich natürlich erstmal. Es handelt sich um Udo Walkiewicz. Er ist gerade mit einem obengelenkten Flux S600 unterwegs. Nachdem wir uns eine Weile unterhalten haben, geht meine Tour weiter.
Bei Godorf darf ich mal wieder eine neue Variante unklarer Wegführung probieren, aber dank eines ortskundigen Päärchens finde ich den Weg diesmal ohne Umweg. :-)  Etwa in Höhe von Sürth oder Weiss findet eine Kanuveranstaltung statt. Der Radweg ist total überfüllt (mit Fussgängern, Kanuten und Kanus). Ein frühzeitiges Ankündigen mit Ausweichstrecke wäre echt nicht schlecht gewesen.
Aber was soll's, Erfahrungen sind dazu da gemacht zu werden.

Trotzdem nähere ich mich immer weiter an Köln an. Kurz vorher geht es am Ufer des Rheins entlang durch ein Waldstück. Hier schlängelt sich ein asphaltierter Weg malerisch durch die Natur. Er ist allerdings von vielen Ausflugsradlern und Inline-Skatern bevölkert. Der Weg wäre für drei Radfahrer knapp ausreichend gewesen. Zur Zeit allerdings ist er sehr zugewachsen mit Brennesseln, Dornen und allem möglichen Anderen. An manchen Stellen reicht der Platz gerade für einen einzelnen Fahrradfahrer. An einer netten Stelle kommen mir zwei Fahrradfahrerinnen entgegen, die keine Notwendigkeit zum Ausweichen für ein entgegenkommendes Fahrrad sehen. Um eine Kollision zu vermeiden fahre ich eng am Rand. Dabei gerate ich in einen Satz von Kletten. Erst am Abend im Hotel bekomme ich die Reste von den Kletten aus den Klamotten. Ich habe noch sehr lange an die beiden Damen gedacht und das lag nicht nur an ihrer Schönheit.

Kölner Rheinbrücke
Kölner
Rheinbrücke
Nachdem ich mich durchgeschlängelt habe, geht es mit neuem Schwung in Richtung Köln. Die ersten Brücken kommen in Sicht.

Es läuft eigentlich gut, so gut wie in Bonn bis ...

 

... bis der Weg vom Rhein weg in die Stadt geht. Baustelle(n), unbenutzbare Wege und Strassen, Radwege zum Fürchten! Das Beste aber ist, dass auf der offiziellen Radwegführung ein Flohmarkt stattfindet. Es geht kaum voran. Aber ganz langsam, Meter für Meter komme ich doch weiter. Immer schön aufpassen, dass die niedlichen Damen in den farbenfrohen Kleidern nicht meinem Flux zu nahe kommen. Nein, ich habe keine Angst, dass sie es beim Anstossen kaputt machen. Ich möchte nur die Diskussion vermeiden, falls das hübsche Kleidchen mit dem Kettenblatt Bekanntschaft macht. Da haben es die Uprightschieber besser. :-)

Endlich habe ich es geschafft. Es geht wieder mit passabler Geschwindigkeit weiter. Ein gutes Stück vor dem Hafen mache ich dann Mittagspause.

Mittagspause in Köln 1
Mittagspause in
Köln 1
Mittagspause in Köln 2
Mittagspause in
Köln 2
Mittagspause in Köln 3
Mittagspause in
Köln 3
Dabei fährt ein Liegeradfahrer an mir vorbei, er hält aber nicht auf ein Pläuschchen an. Kurz danach radelt ein weiterer Liegeradfahrer auf der Strasse an mir vorbei. Auch er hatte es augenscheinlich eilig. Heute ist anscheinend der Tag der Liegeräder.

 

Nach der Pause rolle ich weiter den Rhein entlang, es geht auf die Fordwerke zu. Die Gelegenheit mich mal wieder zu verfahren kann ich mir doch nicht entgehen lassen. :-) Als ich fast aus der Misere 'raus bin will ich noch kurz meine Vermutung über die weitere Wegführung bestätigen lassen, doch der Radfahrer, den ich anspreche ist Engländer und kennt sich in Köln fast so gut aus, wie ich. Ein entgegenkommender Eingeborener hilft uns dann aber tatsächlich aus der Bredoullie und bestätigt meine Ansicht über die Wegführung. So hat er gleich internationale Hilfe geleistet. :-)
Wieder auf dem rechten Weg ist Düsseldorf mein nächstes Ziel. Irgendwo zwischen Langel und Dormagen überhole ich einen Handbiker, der mit beeindruckender Geschwindigkeit unterwegs ist. Hut ab!!!.

Nach Dormagen geht es dann nach Zons. Hier wollte ich eigentlich übernachten, aber der Ort sieht doch sehr "touristisch" aus. Überhaupt ist die Düsseldorfer Gegend ja nicht unbedingt als deutsches Niedrigpreisgebiet bekannt. So entscheide ich ich, auch infolge der noch recht frühen Uhrzeit, für das Weiterfahren. Als ob dies nicht schon Abenteuergeist genug ist, überkommt mich auch noch die Idee, von Zons aus direkt durch Neuss an den Rhein zu fahren. Die Überfahrt mit der Fähre und das rechtsrheinische Teilstück will ich mir sparen. Was für eine Entscheidung. Hatte ich mich heute doch erst einmal verfahren, kam es nun echt heftig. Am Ende meines Irrweges durch Neuss (die grobe Richtung stimmte immerhin) bin ich in Meerbusch-Osterrath und habe tatsächlich ein Zimmer. Zwischenzeitlich hatte ich echt Bammel kein Zimmer zu finden. Wiederholt stand ich vor verschlossenen Türen, aber ein freundlicher Jogger gab mir dann den entscheidenden Tipp.
Überhaupt waren die Anwohner hier sehr freundlich. Wenn man nach dem Weg fragte, bekam man auf jeden Fall eine Antwort, selbst wenn die Gefragten die korrekte Richtung nicht kannten, so schickten sie einen irgendwo hin, nur um einem die Enttäuschung zu ersparen, dass man keine Antwort bekommen würde. Die hübsche nette Bedienung an einem Kiosk, an dem ich mir einen Liter kaltes Evianwasser und ein Mars genehmigte, war da eine rühmliche Ausnahme. Sie sagte klar und deutlich, dass sie mit Karten nichts anfangen kann und auch gar nicht weiss, wo auf meinen Landkarten wir uns denn befinden. :-)

Sonntag 28.08.05

Datum Von Nach Startzeit Ankunftszeit
28.8.2005 Meerbusch-Osterrath Ramstorf 09:05 17:30
Strecke Fahrzeit Durchschnitt Maximal km-Stand
119 km 5:37 21,4 km/h 43,7 km/h 416 km

Los geht es nach einem tollen, aber zu üppigen Frühstück gegen 9 Uhr. Insgesamt fand ich das Hotel aber definitiv zu teuer. Sollte ich noch einmal eine Radtour in diese Gegend machen, werde ich die Übernachtung irgendwie weiträumig ausserhalb des Düsseldorfer Gebietes einrichten!
Beim Spaziergang am Vorabend hatte ich Fahrrad-Wegweiser gesehen. Die versuche ich jetzt wieder zu finden, was zu einer Ehrenrunde durch Osterrath führt, aber dennoch nicht erfolgreich ist. Naja, ich weiss ja, wo ich (in etwa) hinwill. Also erstmal zurück nach Strümp, dort wo ich am Vorabend vor verschlossener Tür eines Hotels gestanden habe.
Dann geht es weiter nach Lank-Latum.

Uerdingen 1
Uerdingen 1
Uerdingen 2
Uerdingen 2
Uerdingen 3
Uerdingen 3
Uerdingen 4
Uerdingen 4
Von dort fahre ich weiter über Stratum und Gellup nach Uerdingen. Es wundert sicherlich niemanden, dass es hier ein grosses Chemiewerk gibt, welches auch über einen recht ansehnlichen Hafen verfügt. Nach den Fotos will ich eigentlich weiter, aber für ein sofortiges Fortkommen empfinde ich mal wieder die Wegweisung meiner Karten und der örtlichen Beschilderung zu widersprüchlich. Eine nette Radfahrerin gibt mir aber den Tipp: "Immer auf dieser Strasse bleiben." So fahre ich gemütlich auf Bergheim zu. Leider endet diese Strasse, der man wirklich gut folgen konnte, irgendwo und ich beginne mein altes Glückspiel. Es läuft soweit auch recht ordentlich, zumindest glaube ich zu wissen, wo ich bin.

Doch dann fahre ich auf eine Brücke zu, die weit über mir verläuft. Das muss diese Rheinbrücke sein??? Das kann nicht diese Rheinbrücke sein!!! Hin- und Herdrehen der Karte hilft auch nichts. Da kommt ein freundlicher Rennradfahrer die "Rheinbrücke" herunter. "Nein, das ist nicht die Rheinbrücke. Der Rhein ist ganz weit dahinten." Prima, und ich denke ich weiss wo ich bin. Naja, zumindest der Kontinent stimmt.

Wenn ich mit nach Alt-Homberg wolle, könne er mich durch die Stadt führen. Alt-Homberg war prima, das lag am Rhein und der Rheinradweg führt da auch noch lang. So fahren wir gemeinsam durch die Stadt, das läuft wirklich prima. Am Stadion spielt seine Freundin in der Damenfussballbundesliga. Die Sportplätze liegen direkt am Radweg. Besser konnte ich es gar nicht treffen.

Ich fahre neben dem Sportplatz lang, dann nach links, weil ich das für die Flussrichtung des Rheins halte. Ein paar Meter weiter frage ich eine Joggerin: "Ist in diese Richtung die Nordsee?" Ich bin ja mittlerweile von meinen geografischen Kenntnissen ein wenig enttäuscht und möchte mich doch eher vom Groben her wieder den Details nähern. Sie guckt mich allerdings an, als wüsste sie nicht um welches Meer es sich dabei handelt. Ich präzesiere: "Geht hierlang der Radweg in die Niederlande?" Da versteht sie was ich meine und bejaht, was meinem geografischen Selbstwertgefühl dann doch eine entsprechende Stärkung verschafft. Vielleicht habe ich bei der ersten Frage ja auch genuschelt, sodass sie diese gar nicht verstehen konnte. Erfreut lasse ich die nette Dame hinter mir und bringe das Flux wieder auf Geschwindigkeit.

Nun fahre ich eine ganze Weile den Rhein entlang und folge dabei den kleinen Hinweisschildchen, welche ich für die Ausschilderung des Rheinradweges halte. Dummerweise führt diese Ausschilderung hinter Rheinberg aber weg vom Rhein und auch weg von Wesel, wo ich ja eigentlich den Rhein queren und verlassen will. In Altspay bemerke ich das Problem. Nun wird mir die Sache mit den unnötigen Wegen aber zu bunt. Ich erinnere mich an meine technischen Möglichkeiten. Schnell hole ich das GPS heraus. Die Navigation richte ich auf Wesel aus. Nun folge ich den Strassen, die halbwegs in die richtige Richtung verlaufen. Dies funktioniert ganz passabel.

An der Kreuzung mit der B58 treffe ich auf einen Uprightfahrer, der auch in Richtung Wesel fährt. Im Gegensatz zu den meisten Uprightfahreren, denen ich begegnet bin, fährt er nicht langsamer als ich. Einige wenige fuhren wesentlich schneller als ich, aber das waren weniger als eine Handvoll. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich die trainierenden Radfahrer von den Touristenrouten fernhalten. Er aber ist augenscheinlich kein Sportler, trägt normale Klamotten und hat ein normales (gutes) Trekkingrad. Ich hänge mich in den Windschatten. Der Typ hatte einen unheimlich gleichmässigen Tritt. Diese Kilometer sind echt erholsam für mich, trotz der hohen Geschwindigkeit.

Irgendwann auf der Strecke gibt das GPS auf. Die Batterien sind leer. Vielleicht hätte ich Neue hineinstecken sollen, als ich losgefahren bin. Naja, die nächste Tanke kommt bestimmt und ein wenig zusätzliche Flüssigkeit kann ich auch gebrauchen. Und da kommt auch schon eine Jet-Tankstelle angeflogen. Der Typ vor mir biegt auch dorthin ab. Da nehme ich die Gelegenheit wahr, mich zu bedanken und ihn zu seinem Tritt zu beglückwünschen.

Nach der Pause und dem energiemässigen Update für das GPS fahre ich weiter in Richtung Wesel.

Meine letzte Rheinbrücke 1
Meine letzte
Rheinbrücke 1
Meine letzte Rheinbrücke 2
Meine letzte
Rheinbrücke 2
Meine letzte Rheinbrücke 3
Meine letzte
Rheinbrücke 3
Meine letzte Rheinbrücke 4
Meine letzte
Rheinbrücke 4
Meine letzte Rheinbrücke 5
Meine letzte
Rheinbrücke 5
Meine letzte Rheinbrücke 6
Meine letzte
Rheinbrücke 6
Plötzlich ist die da, die Rheinbrücke. Ich fahre vorsichtig hinüber. Trotz des engen Radweges gibt es natürlich Geisterradler. Am Ende der Brücke mache ich noch ein paar Fotos vom Rhein und stürzte mich dann ins Wesel.

Dank der Navigationshilfe vom GPS komme ich ganz brauchbar durch. Selbst eine Umleitung bringt mich nicht aus dem Tritt.
Hinter Wesel richte ich mein GPS auf Borken aus und fahre gut gelaunt weiter. Die freien Strassen führen dann im Laufe des Tages zu einem leichten Sonnenbrand. Allerdings finde ich es erstaunlich, wieviele Vierrädrige hier umher fahren und ihre neuen Hupen ausprobieren. Aber dann fällt mir ein, dass ich ja in der (weiteren) Nähe von Münster bin. Da war die Sache mit dem Gehupe dann klar.

 
Ramstorf 1
Ramstorf 1
Ramstorf 2
Ramstorf 2
Ramstorf 3
Ramstorf 3
Ramstorf 4
Ramstorf 4
Ramstorf 5
Ramstorf 5
Ramstorf 6
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Ramstorf 7
Ramstorf 7
Ramstorf 8
Ramstorf 8
In Borken nehme ich das Bett & Bike zur Hand und telefoniere. Keines der Hotels auf der Strecke hat ein Zimmer frei. :-( Uh, muss ich diese Nacht etwa durchfahren??? Naja, der nächste Ort in der vorgesehenen Richtung heisst Ramsdorf. Am Eingang zu einer Art Innenstadt sitzen ein paar Jugendliche, die ich nach einem Hotel frage. Darauf erklären sie mir den Weg zum Hotel Rabe. Ein echter Glücksgriff. Ich bin echt froh, dass die anderen Hotels kein Zimmer frei hatten. Innerhalb des Ortes mache ich dann natürlich noch ein paar Fotos, die kleine "Innenstadt" ist recht sehenswert.

Montag 29.08.05

Datum Von Nach Startzeit Ankunftszeit
25.8.2005 Ramstorf Haselünne 08:35 17:00
Strecke Fahrzeit Durchschnitt Maximal km-Stand
138 km 6:36 21,2 km/h 45,3 km/h 554 km

Morgens geht es bei frischem Wetter los. Zu Anfang finde ich den Weg noch gut und dank GPS komme ich meinem Ziel auch schnell näher. Doch dann verlaufen die Strassen nicht mehr in Fahrtrichtung, sondern quer dazu. Daher muss ich einige zusätzliche Kilometer fahren. Doch diese Zeit geht vorbei und ich kann fast 15 km nahezu direkt auf die Heimat zufahren. Danach folgt aber leider wieder so eine Passage, in der die Wege quer zu meiner Wunschrichtung verlaufen. Ich komme einfach nicht näher an Emsbüren (mein nächster Navigationspunkt) heran. So versuche ich, die kleinen Wege, welche mir mein GPS anzeigt, zu nutzen. Eine Navigationsvariante, die ich Leuten mit meinem Glück nicht wirklich empfehlen kann. Mehrmals lande ich an Stellen, an denen es, zumindest nicht für mich als Liegeradfahrer mit schwerem Gepäck, weitergeht.

Immerhin habe ich ein nettes Gespräch mit einer älteren Dame über Liegeräder. Sie hat viel gefragt, aber nicht, was es denn kostet. Auch eine echte Neuerung auf dieser Tour. Ich für meinen Teil erfahre, dass es die Strasse, die mein GPS anzeigt seit etwa 40 Jahren nicht mehr gibt, sie ist bei irgendweiner Bodenreform verschwunden. Heute endet die Strasse auf ihrem Hof. Ich kann nur sagen: "Moderne Datenbestände haben etwas für sich!" Nun bin ich von diesen Ausflügen (vorübergehend) kuriert und orientiere mich mit dem GPS und den Strassenwegweisern.

Es ist recht heiss. Die Sonnencreme hatte ich heute recht früh aufgetragen. Hoffentlich hält die den Tag über.

Mittlerweile fahre ich nach Schüttorf hinein. Im letzten Ort vor Schüttorf werde ich vom Beifahrer eines Möbelwagens einer Möbelfirma auf den parallelverlaufenden Fahrradweg hingewiesen. Der Fahrradweg hat nicht mal einen blauen Lolli und erreichen kann ich ihn nur quer durch eine Baustelle. Bei der Firma kaufe ich bestimmt nicht!

In Schüttorf finde ich neues Ungemach vor. Die Strasse nach Emsbüren ist gesperrt. An der günstig gelegenen Tanke erstehe ich einen halben Liter Apfelschorle, welche verarbeitet ist, bevor sie meinen Magen erreicht. Nebenbei frage ich, ob auch der zu der gesperrten Strasse parallel verlaufende Fahrradweg gesperrt ist. Aber frage nie Outofahrer, sie besitzen einen eingeschränkten Blickwinkel! Ich probiere den Radweg und bin (diesmal) erfolgreich!!! Jedenfalls komme ich auf die rechte Strasse und rolle in Richtung Emsbüren.

Ich fahre über die Überführung über eine Autobahn und erfreue mich auf der anderen Seite an der exzellenten Oberfläche des Weges und der dadurch möglichen hohen Geschwindigkeit, bis ...
... bis mir so ein blöder Möbelwagen mit sehr hoher Geschwindigkeit entgegen kommt und mit dem heftigen Luftschwall meine Mütze vom Kopf fegt. Gestoppt, geholt, gegrummelt, weitergefahren! Bei denen kaufe ich bestimmt auch nicht!
Irgendwie habe ich es wohl (zumindest an diesem Tage) nicht mit Möbelwagen! Vielleicht bin ich ja auch ein geheimer IKEA-Fan???

Uh, noch eine Autobahn mit noch einem Anstieg. Die war auf dem GPS gar nicht verzeichnet. Moderne Datenbestände haben wirklich etwas für sich!

Alles okay, was kommt denn da entgegen? Ein Liegeradler. Von weitem kann ich das flevomässige Hantieren vor dem Anhalten erkennen. :-) Der Fahrer ist Niederländer und radelt gern durch die Emsgegend. Nach einem netten Pläuschchen verabschiede ich mich und fahre weiter. Endlich erreiche ich Emsbüren. Dort bestätigt ein netter Uprightfahrer meine Vermutung des Weges nach Lünne. An einer Bushaltestelle irgendwo im Nirgendwo verspachtele ich meine Käsebrötchen, die ich unterwegs gekauft hatte.

Von Lünne geht es nach Mössingen. Ich lerne einen ganz neuen Vorteil von linksseitigen Fahrradwegen kennen. Wenn man grob in nördlicher Richtung fährt, liegen die nachmittags im Schatten. :-)

Ich komme recht kaputt in Langen an, bis hierhin wollte ich eigentlich mindestens kommen. In dem Edekamarkt des Ortes gibt es wieder einen halben Liter kalte Apfelschorle, welche ich gleich im Laden vernichte. Vor dem Geschäft werde ich von einer Radfahrerin angesprochen. Wir unterhalten uns ganz nett. Dabei erfahre ich, dass sie vor 14 Tagen die Bodenseegegend mit dem Rad unsicher gemacht hatte. Leider kann sie mir keine Unterkunft nennen. Überhaupt sieht das vor Haselünne schlecht aus. :-( Also weiter bis Haselünne. In der Innenstadt von Haselünne bekomme ich den richtigen Tip und finde ein Zimmer im Parkhotel.

Dienstag 30. 08. 05

Datum Von Nach Startzeit Ankunftszeit
25.8.2005 Haselünne Edewecht 08:05 13:15
Strecke Fahrzeit Durchschnitt Maximal km-Stand
82 km 3:55 21,1 km/h 35,4 km/h 635 km

Frühstück 1
Frühstück 1
Frühstück 2
Frühstück 2
Frühstück 3
Frühstück 3
Frühstück 4
Frühstück 4
Ich habe am frühen Morgen mit Blick auf den See gefrühstückt. Es liegt leichter Nebel darüber, kein Lüftchen regt sich. "Frisch auf und los" denke ich. Es wird auch frisch. Der Reissverschluss an meiner Windstopperweste gibt auf. Brrr, ist das kalt am Bauch. Im Wald vor Lähden halte ich die Weste mit der einen Hand zu, so geht es einigermassen. Hinter Lähden wird die Sonne dann nicht mehr so von den Bäumen abgeschirmt, sodass ich auf die Weste verzichten kann. Von Lähden über Ahmsen nach Lahn läuft es ganz gut. In Lahn muss ich wieder die Batterien des GPS wechseln. Weiter geht es durch die Aussenbereiche von Werlte. Bis Lähden wollte ich eigentlich dem Emsradweg folgen, doch ich fand die entsprechenden Schildchen nicht, obwohl ich auf dem passenden Weg (zumindest laut meiner Karte) radele. Daher verwundert es mich auch nicht, das ich in Lähden die Schildchen des Geestweges nicht fand. Also fahre ich dem Geestweg (gemäss meiner Karte) folgend nach Vrees.

Am Ortsausgang von Vrees (nachdem mich zwei nette Damen von meiner Abkürzung (ich wollte augenscheinlich mal wieder eine Sackgasse besichtigen) ab- und auf den rechten Weg zurückgebracht hatten) sehe ich zu meinem Erstaunen kleine Schildchen, welche dem Geestweg entsprechen. Naja, kaum acht Kilometer später verlasse ich ohnehin den Geestweg, um mich nach Hause durch zu schlagen. Aber schön doch mal wieder eine Ausschilderung kennengelernt zu haben.

Grosssteingrab 1
Grosssteingrab 1
Grosssteingrab 2
Grosssteingrab 2
Grosssteingrab 3
Grosssteingrab 3
Erfreulich viele von den grün-weissen Wegweisern zeigen mir den Weg über Wirtschaftswege und kleine Strassen. In Molbergen am Grosssteingrab mache ich eine Pause. Das Grab sieht toll aus, fast wie in "Asterix und die goldene Sichel" :-)

Weiter geht es über Markhausen und dann zwischen Ellerbrock und Pehmertange durch auf Friesoyhte zu. Klasse finde ich das Schild "Ende der Ausbaustrecke" auf einem Wirtschaftweg. Ich rolle gerade gemütlich mit etwas über 30 km/h dahin. Dann sehe ich hinter einer Kurve, was mit dem Schild gemeint war. Ein Stück Sandweg beginnt! :-( Nicht so ein schöner Lehmweg, wie zwischen Arnegg und Blaubeuren, bei uns in der Ulmer Gegend. Nein, so ein fürchterlicher weicher Weg, wie ich sie seit meiner Kindheit hasse! So ein Weg ist nicht das Richtige für mein schwer beladenes (Gepäck und ich) Flux! Und schlecht für die Durchschnittsgeschwindigkeit ist das auch noch. Aber erstaunlicherweise geht auch das vorbei.

Ich rolle auf asphaltierten Wegen auf Friesoyhte zu. Am Ortseingang nehme ich noch eine Steigung mit, da ich bei schneller Fahrt den Ortsnamen auf dem Wegweiser leider nicht richtig gelesen habe. Erst oben, bei geringerer Geschwindigkeiten infolge der Steigung lese ich: "Cloppenburg"! Nette Stadt, aber da will ich nicht hin, also eine Kehrtwende und wieder hinab. Weiter geht es in der ürsprünglichen Richtung auf Friesoyhte zu.  Ich unterquere die B72 (finde ich viiiiel besser, als drüberweg) und biege auf die Strasse in Richtung Innenstadt ein.

Erste Ankunft 1
Erste Ankunft 1
Erste Ankunft 2
Erste Ankunft 2
Ohne Probleme finde ich die Adresse, wo meine Mutter ihren Termin hat. So früh wurde ich nicht erwartet, die Begrüssung fällt entsprechend aus. :-)

Ich versorge mich mit dem Schlüssel für das Haus meiner Mutter und mache mich auf dem weiteren Weg. Nach Friesoyhte folgt Altenoythe. Dort entschiede ich, gleich einmal bei meiner Schwiegermutter vorbei zu schauen und biege in Richtung Edewechterdamm ab. Am Ortsausgang von Altenoythe fühlt sich die hintere Kettenschaltung plötzlich so komisch an. Sch... Schaltzug gerissen. So etwas Blödes. Naja, dank der zwei Kettenblätter vorne habe ich noch sechs Gänge. Da ich absolut keine Lust verspüre das Ganze mitten auf der staubigen Landstrasse zu reparieren, fahre ich weiter. Das Anfahren ist zwar etwas schwer, aber mittlerweile habe ich doch schon ein wenig Beherrschung für mein Liegerad gewonnen.

Ich komme an eine Baustelle. Dort ist der Strassenbelag weggeräumt und der weiche Boden guckt mich an. Ich steige ab und schiebe. Beim Schieben merke ich, das wäre nicht einmal mit funktionierender hinterer  Kettenschaltung gegangen, so weich ist der Boden. Naja, die Baustelle ist immerhin nicht endlos und schon kurze Zeit später rolle ich wieder. So rolle ich einige Kilometer später durch die Siedlung, in der meine Schwiegermutter wohnt. Naja, dem Neuen gegenüber übertrieben aufgeschlossen war man in diesem Landstrich eigentlich noch nie. Augenscheinlich fahre ich das erste Liegerad, was man hier sieht. :-)  Aber auch diese Erfahrung bringe ich hinter mich und komme bald darauf bei meiner Schiegermutter an. Eine ausgiebige Pause (und etliche Gläser Wasser) später mache ich mich auf das letzte Teilstück.

Bahnbrücke 1
Bahnbrücke 1
Bahnbrücke 2
Bahnbrücke 2
Bahnbrücke 3
Bahnbrücke 3
Ich fahre über den neuen Bahnweg. Hier wurde eine ehemalige Bahnstrecke zu einem Rad- und Wanderweg umfunktioniert. Der geht recht beschaulich durch die Felder. Am Beginn jedoch muss ich doch noch einen Angriff durch einen unerzogenen freilaufenden Hund über mich ergehen lassen. Ein etwa schäferhundgrosses Wollknäuel mit Namen Bussy (oder so ähnlich) meint nach mir schnappen zu müssen. Glücklicherweise kein Langstreckenläufer. Das Geschrei seiner "Herrin" stört infolge der Nutzlosigkeit eigentlich nur meine Ohren. Dank des Gefälles komme ich bald auf Geschwindgikeit, so wird die Stimme der Dame ebenso wie das Bellen vom Wollknäuel glücklicherweise schnell leiser und ich fahre bald wieder froh durch die Hitze, die langsam aber sicher einen Wert erreicht, der nicht mehr ganz so nett ist. Am Haus meiner Mutter angekommen, räume ich erstmal meine Packtaschen ins Haus und dann das Flux in den Fahrradschuppen. Danach gönne ich mir erstmal eine ausgiebige Dusche.

Diese Fahrt war nun 634 km lang. Ich war hierfür 31 Stunden und 43 Minuten mit dem Liegerad unterwegs, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h entspricht. Ja, ich bin doch recht stolz auf mich. ;-)

Nach einer kleinen Stärkung kümmere ich mich um den gerissenen Schaltzug. Da es das erste Mal ist, dass ich an dem Liegerad den hinteren (Ketten-)Schaltzug wechsle weiss ich nicht so genau, wie ich den Nippel aus dem Halter bekomme, aber einer der örtlichen Fahrradhändler hilft mir und dem Nippel aus der Klemme/Klemmung. Nach erfolgter Reparatur nehme ich das Liegerad und will erstmal meiner Schwester auf die Nerven fallen. Auf dem Hinweg passiert es dann fast, warum habe ich auch den linksseitigen Fahrradweg benutzt??? Beim rückwärts Herausfahren aus einer Hofeinfahrt fährt mich so ein blödes Outo fast um. Ich brülle aus Leibeskräften und weiche mit einem starken Schlencker aus. Zum Klingeln oder Hupen war absolut keine Zeit mehr. Ich möchte wissen, was passiert wäre, wenn statt meiner ein Kind da lang geradelt wäre. So schnell war ich nämlich wirklich nicht!

Mittwoch 31. 8. 2005 bis Donnerstag 8. 9. 2005

Während der Zeit in Edewecht habe ich kleinere Touren unternommen. Beispielsweise durfte ich die Situation in Oldenburg während einer Demo der NPD miterleben. Dies bedeutete eine Sperrung von etlichen wichtigen Druchgangsstrassen. Naja, immerhin kannte ich Oldenburg ja noch aus meiner Schulzeit... Auch einem ziemlich langen Flohmarkt auf dem Dorffest in Friedrichsfehn konnte ich beiwohnen. Einen Auflug machten wir auch nach Barßel, wo wir früher mal gewohnt haben. So kamen noch etliche Kilometer Strecke hinzu, Fotos habe ich allerdings weniger gemacht.

Donnerstag 8. 9. 2005 und Freitag 9. 9. 2005

Bahnhof Bremen 1
Bahnhof Bremen 1
Bahnhof Bremen 2
Bahnhof Bremen 2
Bahnhof Bremen 3
Bahnhof Bremen 3
Bahnhof Bremen 4
Bahnhof Bremen 4
Die Rückreise beginnt. Mit dem Wagen meiner Mutter transportiere ich das Flux zum Hauptbahnhof in Bremen. Meine Schwester fährt dann freundlicherweise den Wagen wieder zurück. Allerdings ist sie so nett und leistet mir Gesellschaft, bis das Flux und ich verstaut sind.
Beim Einpacken des Flux in den DB-Nachzug stelle ich fest, dass Reservierungen für das Fahrradabteil zwar vergeben werden, diese jedoch augenscheinlich keine echte Relevanz haben. Insgesamt befinden sich sieben Fahrrährräder im Gepäckabteil, wobei es allerdings nur sechs offizielle Pltze gibt. Die Befestigungselemente sind nicht nummeriert. Noch dazu handelt es sich um Aufhängebefestigungen, welche für meinen Kurzlieger nicht passen. Trotz verschiedener (teils sehr kreativer) Versuche ist es nicht daran aufzuhängen. Mit Einverständnis der Schaffner darf es im Waggon stehen, muss allerdings gegen Umfallen gesichert werden.
Dann geht es hurtig den ganzen Zug entlang zum Sitzplatz. Entgegen der Versicherung der netten Damen beim Fahrkartenverkauf befindet sich der Waggon nämlich nicht direkt beim Fahrradwaggon, sondern fast ganz am anderen Ende des Zuges. Trotzdem schaffe ich es, meinen Platz einzunehmen. Auch hier gibt es keine Reservierungen, dafür aber noch einige freie Plätze. Naja, hinhocken und still sein heisst hier die Devise. Fast alle anderen schlafen.
Nach kurzer Zeit frage ich mich allerdings wie die das denn machen. Ich bekomme eigentlich nur einen steifen Hals. Also verdöse ich die Zeit, bis es mir an der Zeit scheint mich und mein Flux auf den Ausstieg vorzubereiten. Immerhin sollen wir laut Reiseplanung ja den Anschlusszug innerhalb von sechs Minuten erreichen. Somit schleiche ich mich durch den Zug, schön leise, um niemanden zu stören/wecken. Am Fahrradwaggon angekommen stosse ich auf den Schaffner, der mir Zugang zum verschlossenen Abteil gewährt in dem sich mein Radl befindet.

Dieser Waggon hat allerdings keine Fenster zu den Seiten, nur in den Übergängen zu den anderen Waggons sind Scheiben. Auf der einen Seite kann ich den vorhergehenden Durchgang des Schlafwagenabteiles sehen und wenn ich mich zwischen den Schaltschräncken durchquetsche kann ich einen Blick auf die Autos der Autotransportanhänger werfen und auch ein wenig von der vorbeizischenden Landschaft aufnehmen. Wenn ich bei meinem Fahrrad bin, habe ich keine Chance zu erkennen, was da draussen so vor sich geht. Somit ist es auch schwer zu erkennen, wann der Waggon denn tatsächlich steht und ich die Türe öffnen darf. Immerhin, ich habe sie nicht zu früh geöffnet. :-)

Das Ausladen funktioniert gut, keine Frage. Also kurzes Orientieren am Bahnsteig, hinter mir sehe ich die Rampe für die Elektrokarren, die das Gepäck und so bringen. Prima, das haben wir in Ulm auch. Also Packtasche aufgehängt und losgeschoben. Schnell runter, der Anschlusszug geht ja wenige Minuten nach Ankunft des Nachtzuges vom Gleis eins.
Unten schiebe ich das Flux flugs um die Ecke und muss enttäuscht feststellen, dass dieser Gang nur die Gleis grösser als Eins miteinander verbindet. Also hin zu Gleis 2/3 und wieder raufgeschoben. Dann gucke ich auf Gleis eins, gleich nebenan. Das sieht aber sehr leer aus. Ich krame eine Uhr raus und muss sehen, dass der Nachtzug Verspätung hatte. :-( Wie konnte ich auch nur anderes erwarten. Naja, dann kann ich mir ja Zeit lassen.

Nachfolgend darf ich feststellen, dass der Bahnhof Augsburg nicht barrierefrei konzipiert ist. Es gibt keinen Aufzug (nicht mal einen , der zu klein für das Flux ist), auch keine Rolltreppe erleichtert das Betreten der Bahnsteige. Also trage ich Gepäck und Liegerad getrennt hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Danach steuere ich den Informationsschalter an.

"Wo bitte ist mein Zug?" Ich gebe zu, ich bin ein wenig ungehalten. Die Dame am Schalter antwortet: "Der ist abgefahren. Seit einiger Zeit warten Züge nicht mehr aufeinander." Ich möchte doch gerne wissen, wie ich denn nun gemeinsam mit meinem Fahrrad nach Ulm kommen kann. Sie sucht mir einen Zug raus und schreibt meine Fahrkarte um. Derweil mache ich mir ein wenig Luftüber diese Abläufe und die hieraus resultierende Quasiunnutzbarkeit der Bahn für Urlaubsreisen insbesondere im Hinblick auf die Fahrradmitnahme. Sie deeskaliert gekonnt, indem sie mir schlicht Recht gibt. :-)

Nunja, nachdem ich nun weiss, wie es weitergeht und wann ich vermutlich in Ulm bin, informiere ich erstmal meine Familie über die neuen Zeitabläufe. Dann begebe ich mich rechtzeitig zum richtigen Bahnsteig, noch einen Zug möchte ich dann doch nicht verpassen. Der Eurocity läuft ein, ich finde das Fahrradabteil und bugsiere das Flux hinein. So eng hatten wir's noch nie, aber es geht durch die Türe.

Flux im Eurocity
Flux im Eurocity
Drinnen befindet sich kein weiteres Fahrrad. So stelle ich es einfach ab und suche mir einen Sitzplatz, welchen ich auch gleich im nächsten Abteil finde. Nach knapp einer Stunde Fahrt nähern wir uns Ulm, ich mache mich bereit zu Aussteigen. Allerdings muss ich feststellen, dass ganze Heerscharen auf die Mitnahme durch den Zug warten. Ich befürchte, dass ich nicht mehr an meine Packtasche komme, wenn ich erstmal das Flux draussen habe. Also stelle ich mich direkt in der Tür auf, öffne diese und drücke einem vertrauenswürdig, geschäftsreisemässig aussehenden Wartenden meine Packtasche in die Hand: "Halten Sie bitte einmal." Er guckt entgeistert, hält die Tasche aber brav fest. Ich bugsiere das Flux hinaus und rufe dabei laut: "Achtung, das ist schmierig!". So habe ich ausreichend Platz. Ich befreie den netten Herrn von meiner Packtasche und halte Ausschau nach meiner Frau. Zu meiner Freude kann ich sie schon bald sehen und begrüssen. Sie nimmt mir auch noch den letzten Rest des Gepäckes ab, mir verbleibt nur die Regenbekleidung, da es in Ulm recht bedeckt ist. So mache ich mich auf den letzten Rest meiner Tour und komme die übliche Zeit später wieder Zuhause in Jungingen an.
Wieder Zuhause 1
Wieder Zuhause 1
Wieder Zuhause 2
Wieder Zuhause 2

 
 
 
 
 
 
 
Somit bin ich auf meiner Fahrradtour 2005 insgesamt 923 km gefahren.